Cover Alexander Lohmann: Gefährten des Zwielichts. Foto: Bastei Lübbe
Fantasy

Alexander Lohmann: Gefährten des Zwielichts

„Gandalf ist ein Arschloch.“ He, Moment mal! Aber ja, so steht es tatsächlich auf dem Buchrücken des Fantasyromans „Gefährten des Zwielichts“ von Alexander Lohmann. Es handelt sich um den Auftaktroman der „Die Finstervölker“-Trilogie und geht mal ganz anders an das Fantasygenre heran, als man es normalerweise kennt. Hier sind nämlich die Bösen die Guten – na ja, zumindest irgendwie.

Heldentruppe mal umgekehrt

Leuchmadans Herz ist ein mächtiges Artefakt, das einst von den Menschen, Elfen und Zwergen geraubt und versteckt wurde. Sehr zum Missfallen des Herrschers der Grauen Lande, der dieses Artefakt unbedingt zurückhaben will. Eine Gruppe wird zusammengestellt, um das Herz zurückzuholen. Da sind die Nachtalbe Daugrula und der mächtige Wardu Baskon. Auch die Gnome Wito, Darnamur und Skerna sollen mitkommen. Und auch Werzaz, ein jähzorniger Goblinkrieger, sowie der nicht ganz so schlaue Troll Gibrax schließen sich der Gruppe an.

Aber das Artefakt zu holen, ist leichter gesagt als getan. Denn um es zu erreichen, müssen sich die tapferen Bösewichte durch das Land der Menschen schlagen und ins Elfenreich eindringen.

Und als wäre das nicht genug, wird die Gemeinschaft auf harte Proben gestellt. Sie sind sich uneinig, wie sie ihre Aufgabe bewältigen sollen, und sie ergehen sich in kleineren und größeren Streitigkeiten. Und dann droht die Mission auch noch vollends zu scheitern, als eine Truppe von Menschen, Elfen und Zwergen beschließen, in die Grauen Lande einzumarschieren – mitsamt Leuchmadans Herz …

Tolkien lässt grüßen

Die Idee, die klassischen Fantasy-Konventionen mal umzudrehen und die Bösewichte zu den „Helden“ des Romans zu machen, ist eigentlich klasse und bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten. Der Leser begleitet die bunt zusammengewürfelte Truppe aus Bösewichten und Fieslingen auf ihrer gefahrvollen Mission. Diese führt sie mitten durch die Länder der „Guten“ – durch die umgekehrte Perspektive also in diesem Fall die „Bösen“.

Leider wird viel zu wenig aus diesem tollen Ansatz gemacht. Vor allem die Gnome sind zu nett und sympathisch, um zu überzeugen, und auch die übrigen Charaktere zeigen nur selten, dass sie fiese, blutrünstige Bösewichte sind. Da fehlt es dann einfach an Glaubwürdigkeit.

Dass dem geneigten Fantasyleser viele Versatzstücke aus anderen Romanen (Tolkien lässt grüßen!) bekannt vorkommen, ist noch nicht schlimm. Aus bekannten Elementen etwas Neues zu formen oder diese ironisch zu betrachten, kann ja sehr spaßig sein. Aber dafür fehlt es an der richtigen Portion Humor. Zu simpel, zu platt, zu wenig selbstironisch.

Auch die Charaktere können das Ganze nicht retten. Hey, wir haben es hier mit einer Gruppe von Nachtalben, Goblins, Trollen usw. zu tun! Da darf es ruhig wesentlich deftiger zugehen. Hinzu kommen flache Dialoge zwischen den Figuren. Was Lohmann allerdings gelingt, ist die sprachliche Ausarbeitung: Stilistisch gibt es nichts zu meckern, vor allem die Beschreibungen machen die Welt lebendig.

Schöne Idee schwach umgesetzt

Ein vielversprechendes Grundthema, nämlich die Bösen zu den Helden des Romans zu machen, wird leider nicht gut umgesetzt. Es fehlt an Ironie, Bissigkeit und auch fiesen Taten, um das durchaus vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Die beiden Folgebände werde ich deshalb nicht lesen.

4/10 Bösewichte

Die nackten Fakten

Deutscher Titel: Gefährten des Zwielichts
Reihe: Die Finstervölker – Band 1
Autor: Alexander Lohmann
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 9783404285273
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 474

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert