
Anne Rice: Interview mit einem Vampir
Nachdem ich in meiner Teenie-Zeit ständig den Film „Interview mit einem Vampir“ gesuchtet hatte (Brad Pitt und Antonio Banderas hatten es mir damals ganz schön angetan), wollte ich irgendwann auch das literarische Vorbild lesen. Die amerikanische Autorin Anne Rice hatte den Roman 1976 veröffentlicht, in Deutschland kam er wenige Jahre später zum ersten Mal unter dem Titel „Schule der Vampire“ in die Buchläden.
Eine Reise durch die Nacht
Zwei Männer kommen in einer Bar ins Gespräch. Einer von ihnen ist Journalist – der andere ein Vampir. In einem Interview erzählt der Vampir mit dem Namen Louis von seinem Leben. Es beginnt damit, wie er Ende des 18. Jahrhunderts als junger Mann zu einem Vampir gemacht wurde. Sein Schöpfer Lestat bleibt bei ihm und führt ihn in die Welt der Vampire ein. Gemeinsam leben sie auf der Plantage von Louis’ Familie bei New Orleans.
Um ihre gemeinsame Einsamkeit zu bekämpfen, verwandeln sie ein kleines Waisenmädchen ebenfalls in eine Vampirin und berauben sie so der Möglichkeit, erwachsen zu werden. Claudia wird wie eine Tochter für die beiden Vampire. Nach vielen Jahren fliehen sie und Louis vor ihrem Schöpfer Lestat, um ein eigenes Leben zu führen.
Doch das ist erst der Anfang einer weltumspannenden Reise durch die Nacht. Louis berichtet von den Reisen nach Osteuropa und Paris, wo er und Claudia weitere Vampire kennenlernen. Letzten Endes läuft jedoch alles auf ein Wiedersehen mit Lestat in New Orleans hinaus …
Langatmig und ohne Spannung
Wenn ich einen Film sehe, der mir gefallen hat und der auf einem Buch basiert, will ich meistens auch irgendwann das Buch lesen. Und normalerweise gewinnt bei mir im Vergleich Buch gegen Buchverfilmung dann immer das Buch. Bei „Interview mit einem Vampir“ war es ausnahmsweise mal genau anders herum.
Ich bin mit Anne Rice’ Stil einfach nicht klargekommen. Wo der Film die gesamte Klaviatur der Emotionen beherrschte, vor allem die düsteren, da redet das Buch nur davon. Ich als Leserin habe nichts gespürt. Für mich war es, als würde ich eine wissenschaftliche Abhandlung lesen, die sich als Vampirroman tarnt. Da war kein Leben drin, keine Höhen und Tiefen, einfach keine Stimmung.
Dabei finde ich die Geschichte einfach großartig! „Interview mit einem Vampir“ ist ja kein klassischer Horrorroman, sondern vielmehr eine Art Selbstfindung, für die Louis eine lange und weite Reise auf sich nehmen muss. Große Themen wie der Glaube und die Liebe werden seziert. Und auch die Charaktere sind durchaus interessant.
Allerdings bleibt einfach die Spannung auf der Strecke, vieles zieht sich wie Kaugummi. Ich musste mich ziemlich durch den Roman quälen, mal mehr, mal weniger, und habe die Reihe danach nicht mehr fortgeführt. Ich glaube auch nicht, dass ich irgendwann doch noch mal Lust bekomme, Rice’ „Chronik der Vampire“ eine zweite Chance zu geben.
Film statt Buch
„Interview mit einem Vampir“, der für viele als DER Vampirroman gilt, konnte mich leider überhaupt nicht abholen. Ein dröger, emotionsloser und vor allem langatmiger Stil sowie fehlende Spannung haben mir den Roman verleidet. Da greife ich lieber zur Verfilmung.
3/10 Vampire
Die nackten Fakten
Deutscher Titel: Interview mit einem Vampir (auch: Gespräch mit einem Vampir und anfangs Schule der Vampire)
Reihe: Chronik der Vampire – Band 1
Originaltitel: Interview with the Vampire
Autor: Anne Rice
Verlag: Goldmann
ISBN: 9783442430536
Erscheinungsjahr: 1978
Seitenzahl: 288

