
Camilla Way: Schwarzer Sommer
Mit „Schwarzer Sommer“ veröffentlichte die britische Autorin Camilla Way nicht nur ihren Debütroman. Sie war damit sogar für den CWA New Blood Dagger Award nominiert. Nominierungen und Preise machen nicht automatisch ein gutes Buch, also schauen wir uns „Schwarzer Sommer“ mal näher an.
Drei Außenseiter gegen den Rest der Welt
Anita Naidu hat trotz ihres jungen Alters ein hartes Leben. Ihre Mutter stirbt, als sie gerade elf Jahre alt ist. Die aus Pakistan stammende Familie zieht nach diesem Schicksalsschlag um nach London, doch das macht ihre Situation nicht besser. Der Vater arbeitet nicht, sondern betrinkt sich ständig. Anitas Geschwister gehen ihrer eigenen Wege. Das Mädchen hat keine Bezugsperson, niemanden, der sich um sie kümmert.
Dann beginnen die Sommerferien. Es verspricht ein heißer Sommer zu werden. Anita freundet sich langsam mit dem Nachbarsjungen Kyle an, der seine eigene Last mit sich herumträgt. Denn vor einem Jahr verschwand seine kleine Schwester spurlos, und dieses Drama ließ den Jungen schweigsam und zurückgezogen werden.
Der dritte im Bunde ist Denis. Die drei Außenseiter verbringen die langen Sommertage zusammen, ziehen durch die Gegend und erkunden versteckte Orte. Sie ahnen noch nicht, dass es der schwärzeste Sommer ihres jungen Lebens werden wird.
Passiert noch was?
Also mein Fall war „Schwarzer Sommer“ leider nicht. Dabei finde ich die Ausgangssituation grandios, denn die drei Kinder auf der Schwelle zum Erwachsenwerden sind sehr interessant, allen voran Anita, aus deren Sicht die Handlung geschildert wird. Alle drei haben es schwer im Leben und müssen irgendwie damit zurechtkommen.
Auch stilistisch überzeugt Ways Debütroman. Kluge Beobachtungen und atmosphärische Beschreibungen entfalten über die gesamten 200 Seiten ihre Wirkung. Und trotzdem konnte mich „Schwarzer Sommer“ einfach nicht packen.
Und das liegt letztlich an dem Umstand, dass ewig lang nichts passiert. Die Kids sind viel unterwegs, erkunden die Umgebung, hängen zusammen herum – und sonst nichts. Es kommt einfach keine Spannung auf und die Handlung tritt auf der Stelle. Die anfängliche Faszination für die Ausgangssituation schlug erschreckend schnell in Langeweile um. Und die blieb bis kurz vor Schluss.
Das Finale hat mich nämlich dann ziemlich umgehauen, es war in der Form unerwartet, überraschend und richtig gut. Aber das hat leider nicht für die 170, 180 Seiten davor entschädigt. Dann wäre es sinnvoller gewesen, eine Kurzgeschichte daraus zu machen und schneller auf den Punkt zu kommen.
Tolles Finale reicht nicht
Eine langatmige Geschichte, wenig bis keine Spannung und ein überraschendes Finale sind die Elemente, die „Schwarzer Sommer“ am besten zusammenfassen. Stilistisch liefert Camilla Way etwas Großartiges ab, aber da die Handlung einfach keine Fahrt aufnimmt und sich in die Länge zieht, wird mir der Roman nicht in Erinnerung bleiben – nicht einmal das tolle Ende.
5/10 Sommer
Die nackten Fakten
Deutscher Titel: Schwarzer Sommer
Originaltitel: The Dead of Summer
Autor: Camilla Way
Verlag: Rowohlt
ISBN: 9783499249693
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 203

