
Gina LaManna: Vier Frauen – Jedes. Wort. Eine. Lüge.
„Vier Frauen – Jedes. Wort. Eine. Lüge.“ von Gina LaManna wurde mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das hat aber keinen Einfluss auf meine Bewertung. Die Thematik klang spannend, und ich mag Thriller, die einen besonderen Clou zu haben scheinen oder ein ungewöhnliches Setting aufweisen, sehr gern. Also rein ins Vergnügen!
Wellness-Woche – vier Frauen – ein Mord
Die High Society feiert eine große Hochzeit in einem Wellness-Spa. Dutzende von Gästen sollen eine Woche lang mit dem Brautpaar feiern. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, um den Gästen einen unvergesslichen Aufenthalt zu bescheren. Doch zwischen Champagner, Massagen und Probedinner geschieht ein Mord.
Ein Mann wird tot aufgefunden, und vier Frauen stehen ganz oben auf der Verdächtigenliste der Polizei. Da ist zum einen Ginger, eine gestresste dreifache Mutter, die mit der ganzen Familie angereist ist. Emily, der ein Fehler in der College-Zeit zum Verhängnis wurde und den sie immer noch mit sich herumschleppt. Kate, die eine erfolgreiche, vermögende Anwältin geworden ist, die aber im Privaten nicht so viel Glück hat. Und die ältere Lulu, die befürchtet, dass ihr Mann sie betrügt.
Diese vier Frauen, von denen sich drei noch aus College-Zeiten kennen, könnten alle die Mörderin sein. Doch was der Polizei so richtig Probleme bereitet: Alle vier geben den Mord zu – und behaupten, ihn ganz allein begangen zu haben …
Bloß nicht über Probleme reden!
Also das Wort „Thriller“ hat auf dem Cover eigentlich nichts zu suchen. Denn mit einem Spannungsroman hat „Vier Frauen“ nur wenig zu tun. Vielmehr werden die Leben der Frauen, die sich auf der Hochzeit kennen lernen (oder nach langer Zeit wieder begegnen), näher beleuchtet. Die gestresste Mutter, die unzufriedene Karrierefrau, die Unglückliche und die eventuell Betrogene – die vier Hauptcharaktere sind relativ simpel gezeichnet und leider nicht interessant. Es geht um Familie und Beruf, um Aussehen und Männer. Alle vier Frauen sind nicht glücklich mit ihrem Leben, und das wird in aller Breite ausgewalzt.
Dabei fehlt es leider an Komplexität, die aus den klischeehaften Problemen der Frauen etwas Interessantes hätten herauskitzeln können. Und so bestehen die ersten 300 Seiten quasi aus seichtem Soap-Geplänkel. Denn keine der Frauen schafft es, ihre Probleme auch tatsächlich anzugehen: In endlosen Schleifen denken sie darüber nach, was sich immer ermüdender liest. Und warum glauben manche AutorInnen, dass eine Story spannend wird, wenn die Charaktere nicht offen miteinander reden? Damit werden Konflikte nur künstlich in die Länge gezogen.
Ein Thriller ist „Vier Frauen“ also schon mal nicht. Aber ein klassischer Frauenroman ebenfalls nicht: Dazu fehlt es an Gefühl und Atmosphäre. Vor allem der Mord, um den es geht, wird unbefriedigend abgehandelt: Zwar gibt es immer wieder Interview-Ausschnitte der polizeilichen Verhöre, aber auch hier geht es nicht voran, man erfährt nichts Neues, kann nicht mitraten. Erst auf den letzten 60 oder 70 Seiten kommt so etwas wie Thriller-Atmosphäre auf, als der Mord begangen und damit die Auflösung der Geschehnisse gegeben wird. Und da überschlagen sich plötzlich die Ereignisse und bringen noch ein, zwei überraschende Wendungen mit. Allerdings war mir das dann schon wieder zu viel Getöse. Mir wäre es lieber gewesen, die ersten zwei Drittel des Romans hätten mehr Verve gehabt und das Finale wäre dafür in sich stimmiger gewesen.
Soap-Roman statt Thriller
Nein, mit „Vier Frauen – Jedes. Wort. Eine. Lüge.“ konnte ich leider nichts anfangen. Statt eines interessanten Thrillers mit unterhaltsamem Setting und spannender Ausgangslage habe ich einen Soap-Roman bekommen. Uninteressante Charaktere, viel zu viele Wiederholungen, eine langatmige Story und ein überbordendes Finale haben mir leider keine Freude beim Lesen bereitet.
4/10 Spa-Morde
Die nackten Fakten
Deutscher Titel: Vier Frauen – Jedes. Wort. Eine. Lüge.
Originaltitel: Pretty Guilty Women
Autor: Gina LaManna
Verlag: Penguin
ISBN: 9783328106234
Erscheinungsjahr: 2021
Seitenzahl: 430

