Cover Jonathan Safran Foer: Tiere essen. Foto: KiWi
Highlight des Monats,  Sachbuch

Highlight – Jonathan Safran Foer: Tiere essen

Sind wir doch mal ehrlich: Wer hat nicht im Schulunterricht irgendwann einen Film sehen müssen, in dem die Massentierhaltung und die Fleischproduktion gezeigt wurden? Wer hat nicht schon davon gelesen oder gehört, dass die Tiere, die am Ende auf unserem Teller landen, unter furchtbarsten Bedingungen vor sich hin vegetieren, bevor sie geschlachtet werden? Und trotzdem ändert sich nichts, es wird sogar immer schlimmer. Wie schlimm genau, das will der US-amerikanische Schriftsteller Jonathan Safran Foer in seinem 2009 erschienenen Buch „Tiere essen“ verdeutlichen. Ein Arbeitskollege und guter Freund hat es mir empfohlen. Also nichts wie ran!

Warum muss unser Schnitzel leiden?

Während in manchen Teilen der Welt Menschen nichts zu essen haben und verhungern, wächst und gedeiht die Massentierhaltung in der westlichen Welt. Die Leute wollen möglichst günstig Fleisch einkaufen. Außerdem gibt es auch einfach immer mehr Menschen, die ernährt werden müssen. Jonathan Safran Foer wuchs selbst als Fleischesser auf.

In acht großen Kapiteln und zahlreichen kürzeren Unterkapiteln geht er auf die Probleme ein, die das „Tiere essen“ mit sich bringt. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Rinder, Schweine und Gefügel. Er wirft auch einen Blick auf den Fischfang und die Aquakultur sowie auf die Folgen für die Umwelt. Wir lernen gemeinsam mit Foer Farmer und Aktivisten, Veganer und vegetarische Bauern kennen.

Und wir erfahren, wie das Leben jener Tiere, die wir in handliche Portionen zerteilt in jedem Supermarkt kaufen können, abläuft – wie viel Platz sie haben (oder auch nicht), womit sie gefüttert werden, welche Schäden sie von dieser Haltung davontragen, welche Qualen sie durchleben müssen. Und er stellt Menschen vor, die gegen diese Zustände ankämpfen. Sie kommen genauso zu Wort wie Mitarbeiter der Betriebe, die aus ihrem Alltag berichten.

Eine Danksagung, ein wahnsinnig umfangreiches und beeindruckendes Quellenverzeichnis und ein Register vervollständigen das Buch.

Informativ und empathisch

Um es gleich vorweg klarzustellen: Jonathan Safran Foer liefert in „Tiere essen“ nicht die Lösung für all die Probleme, die die Massentierhaltung mit sich bringt. Er hat nicht diesen einen genialen Einfall, der alle Missstände wie durch Magie aus der Welt schafft. Und viele Fakten, die Foer in seinem Buch zusammenstellt, hat man so oder so ähnlich schon mal irgendwo gelesen oder in Dokumentationen gesehen.

Und trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass „Tiere essen“ zu den Büchern gehört, die jeder in seinem Leben mal gelesen haben sollte. So komprimiert findet man all diese Infos sonst nirgends – und vor allem so empathisch. Denn Foer hebt nicht mahnend den Zeigefinger oder spielt sich als aktivistischer Veganer auf. Es geht nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen oder Fleischesser als Monster abzustempeln.

Plädoyer für mehr Tierwohl

Foer zeigt in eindringlichen, gut verständlichen Worten, was Massentierhaltung und Aquakultur bedeutet. Was es für die Tiere bedeutet, aber auch, was es für die Menschen bedeutet, die dieses Fleisch kaufen und essen – und diese Maschinerie damit unterstützen. Ich habe beim Lesen oft Pausen gemacht, weil ich über viele Dinge nachdenken musste und bei anderen Infos richtig fassungslos war.

„Tiere essen“ ist kein Aufruf zu Vegetarismus oder Veganismus. Foer will seine Leser auch nicht erziehen und nach seinen Moralvorstellungen formen. Es ist ein Plädoyer dafür, Tiere nicht wie leblose Waren zu behandeln und verlorene Empathie wiederzuentdecken. Und es ist eine Bitte, nicht die Augen zu verschließen vor dem Leid, das unsere moderne Ernährung den Tieren und unserer Umwelt antut.

Must-Read: wichtiges Thema aufrüttelnd erklärt

Eigentlich will ich gar keine Punkte vergeben, denn das Thema von „Tiere essen“ ist so wichtig und so dringend wie noch nie zuvor. Aber im Grunde kann es nur heißen: volle Punktzahl! Foer hat wahnsinnig gut recherchiert und erklärt selbst komplizierte Sachverhalte gut verständlich. Dabei bringt er seine Message eindringlich, aber nie herablassend rüber. Ein absolutes Must-Read und deshalb mein Highlight des Monats.

10/10 bessere Welten

Die nackten Fakten

Deutscher Titel: Tiere essen
Originaltitel: Eating Animals
Autor: Jonathan Safran Foer
Verlag: Kiepenheuer und Witsch
ISBN: 9783596188796
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 400

2 Comments

  • Buchperlenblog

    Huhu Tina!
    Wirklich ein sehr wichtiges Buch, das zusätzlich über die Missstände aufklärt, über die wir eigentlich längst aufgeklärt sein sollten. Danke dir für diesen Tipp!

    Liebe Grüße!
    Gabriela

    • Tina

      Hallo, liebe Gabriela!
      Sehr gern geschehen. Viele Infos hat man ja schon mal irgendwo gelesen oder gehört, es steht nicht wirklich etwas „Neues“ darin. Und trotzdem scheint sich politisch nichts zu ändern, sondern eher im Gegenteil schlimmer zu werden. Es wäre schön, wenn ein solches Buch die Macht hätte, an dem Ist-Zustand zu rütteln. Vielleicht, wenn genug Menschen es lesen. 🙂
      Viele liebe Grüße
      Tina

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