
Iain Reid: The Ending
Ich hatte bei verschiedenen Buchverrückten im Netz nur Gutes über „The Ending“ des kanadischen Autors Iain Reid gehört. Ja, ich bin ein Opfer: Wenn Leute mit ähnlichem Geschmack so von einem Buch schwärmen, ist mein Interesse geweckt. Und wenn ich dann höre, dass es ein Psychothriller mit unvorhersehbarem Ende ist, komme ich ja quasi nicht daran vorbei. Also musste ich unbedingt „The Ending“ lesen.
Eine Fahrt ins Unglück
Die Ich-Erzählerin und ihr Freund Jake sind mit dem Auto unterwegs. Das Ziel der beiden ist Jakes Elternhaus, denn die Frau hat ihre Schwiegereltern in spe noch nicht kennengelernt. Dabei spielt sie insgeheim mit dem Gedanken, mit ihrem Freund Schluss zu machen, obwohl sie noch nicht sehr lange zusammen sind.
Es ist kalt und es schneit, langsam wird es dunkel. Während sie weiterfahren, werden die Gespräche zunehmend seltsamer. Jake antwortet hier und da ausweichend; umgekehrt verschweigt die Frau, dass sie einen Stalker hat, der sie regelmäßig belästigt. Selbst als sie während der Fahrt telefonisch von dem Stalker belästigt wird, wagt sie es nicht, das Thema anzuschneiden.
Die Situation wird immer unangenehmer, als sie endlich Jakes Eltern erreichen. Die Frau fühlt sich unwohl, kann aber auch nicht ehrlich sein. Und immer deutlicher zeichnet sich ab, dass das Paar auf eine Katastrophe zusteuert, die sich nicht abwenden lässt.
Unangenehme Atmosphäre
Bei gerade mal 235 Seiten war ich recht schnell mit „The Ending“ durch. Ich habe das Buch zugeklappt und war … ja, zunächst mal enttäuscht. Das unvorhersehbare Ende, von dem ich zu Beginn der Rezension gesprochen habe, gab es tatsächlich, aber wirklich überzeugt hat es mich nicht. Vielleicht muss ich den Roman bald noch mal lesen und darauf achten, ob ich irgendwelche versteckten Hinweise übersehen habe. Aber mir kam es vor wie ein Puzzle, von dem man nicht alle Teile bekommt, beim Finale aber plötzlich das ganze Bild sieht. Und das war nicht befriedigend. Es hat mich sogar ziemlich gestört.
Dabei fängt das Ganze richtig gut an. Die Ich-Erzählerin und ihr Partner im Auto, quasi von der Außenwelt abgeschnitten und unterwegs ins Ungewisse, das hatte viel Atmosphäre. Und es wird mit jedem Richtungswechsel ihres Gesprächs interessanter. Hinzu kommt eine unangenehme Stimmung; die Ich-Erzählerin verschweigt vieles und umgekehrt gibt Jake manche Dinge nicht preis. Das hat mir richtig gut gefallen, weil es mutig ist, die LeserInnen damit zu konfrontieren.
Dass das Tempo eher behäbig ist – geschenkt. Aber hier und da habe ich mich dabei ertappt, wie ich recht gelangweilt weitergelesen habe. Zu viele Versatzstücke haben nicht richtig gepasst. Auch die Verhaltensweisen der Figuren konnte ich oft nicht nachvollziehen. Und dann kam das Knaller-Ende und ich verstand plötzlich vieles von dem, was vorher so kryptisch war. Aber eben nur einen Teil. Und das hat mir leider nicht gereicht.
Puzzleteile ergeben kein ganzes Bild
Was soll ich sagen, ich bin mit „The Ending“ einfach nicht warmgeworden. Zu wenig Spannung, zu wenige Hinweise, zu wenige Puzzleteile, die am Ende das große Ganze ergeben. Sprachlich stark und mit einer unangenehmen Atmosphäre, aber für mich hat in diesem Psychothriller einfach nicht alles ideal zusammengepasst.
6/10 Schlussmacher
Die nackten Fakten
Deutscher Titel: The Ending
Originaltitel: I’m Thinking of Ending Things
Autor: Iain Reid
Verlag: Droemer
ISBN: 9783426306192
Erscheinungsjahr: 2017
Seitenzahl: 235

