
John Saul: Schatten der Nacht
Als ich vor vielen Jahren das Horrorgenre für mich entdeckt habe, gehörte John Saul zu einer meiner ersten Erfahrungen in diesem Bereich. Unter anderem verschlang ich „Der rechte Arm der Puppe“ und „Im Zeichen Kains“, zwei von Sauls ersten Romanen aus den 1970er Jahren, die ich im reichhaltigen Buchfundus meines Vaters gefunden hatte. Sein 2009 in Deutschland erschienener Roman „Schatten der Nacht“ klang für mich vor allem danach, in literarischen Erinnerungen zu schwelgen.
Dunkle Schätze im Kutschhaus
Endlich! Einem herrlichen Urlaub in Phantom Lake steht nichts mehr im Wege. Es hatte lange genug gedauert, Erics Mutter von der Idee zu überzeugen, die Sommerferien am See zu verbringen. Das bedeutet nämlich gleichzeitig, dass Eric seine Zeit mit seinen beiden Freunden Kent und Tad verbringen kann, die den Sommer ebenfalls am See verbringen.
Bald bezieht Erics Familie das gemütliche Ferienhaus am See. Die Jungs genießen den gemeinsamen Urlaub, verbringen die Tage miteinander und haben jede Menge Spaß. Aber langsam fallen ihnen immer mehr merkwürdige Dinge auf. Da ist zum Beispiel dieser alte, in Lumpen gekleidete Mann, der ständig in der Nähe des Ferienhauses herumschleicht. Oder das Kutschhaus auf dem Grundstück, in dem die Jungs allerlei seltsame Schätze finden. Unter anderem das Tagebuch eines ehemaligen Hauseigentümers, der als verschollen gilt.
Doch dieser scheinbar harmlose Fund löst Ereignisse aus, mit denen weder Eric noch seine Freunde gerechnet hätten. Die Albträume beginnen …
Erst Idylle, dann Grauen
Es beginnt alles ganz harmlos, beinahe idyllisch. Das Haus am See, die beiden Familien, die einen herrlichen Sommerurlaub miteinander verbringen möchten, die entspannte Atmosphäre an diesem schönen Fleckchen Erde … doch wer John Saul kennt, der weiß, dass diese harmonische Stimmung nur allzu bald von dunklen, unheilvollen Ereignissen durchbrochen wird.
Und so kommt es auch: Spätestens, als die Jungs die Gegenstände im Kutschhaus entdecken, steigt die Spannung und es wird zunehmend unheimlicher. Auch die Albträume, unter denen die Kinder zu leiden beginnen, tragen zum Stimmungsumschwung bei.
Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto zäher gestaltet sich das Ganze allerdings. Einige Handlungsstränge werden nicht zu Ende ausgearbeitet, Saul holt nicht das ganze Potenzial aus seiner Story heraus. Da wäre viel mehr drin gewesen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass im ersten Drittel des Romans die Spannung wunderbar aufgebaut wird.
Das Ganze gipfelt dann leider in einem zwar blutigen, aber nicht besonders überzeugenden Finale. Schade, denn der Schriftsteller hat schon oft genug sein Können unter Beweis gestellt.
Für Fans empfehlenswert
Was John Saul mit „Schatten der Nacht“ abliefert, ist sicherlich kein Weltuntergang, aber auch keine Offenbarung. Im Horrorgenre gibt es zu viel gute Konkurrenz. Aber für Fans des Autors ist der Roman sicherlich zu empfehlen.
4/10 Albträume
Die nackten Fakten
Deutscher Titel: Schatten der Nacht
Originaltitel: In the Dark of the Night
Autor: John Saul
Verlag: Heyne
ISBN: 9783453433847
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 464

