Rachel Hawkins: Die Verschwundene. Cover: Heyne
Thriller

Rachel Hawkins: Die Verschwundene

„Die Verschwundene“ von Rachel Hawkins wurde mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom Heyne Verlag zur Verfügung gestellt. Das hat aber keinen Einfluss auf meine Bewertung. Die Story klang spannend, und ich mag dunkle Geheimnisse, die hinter einer hübschen Fassade lauern.

Jane arbeitet sich nach oben

Thornfield Estates ist das Wohnviertel der Reichen und Schönen. Jane arbeitet hier als Hundesitterin. Jeden Tag sieht sie den Reichtum und die luxuriösen Häuser ihrer Arbeitgeber, wohlwissend, dass sie niemals dazugehören wird. Als sie Eddie kennenlernt, scheint sich ihr Schicksal zum Positiven zu wenden. Und Jane ergreift die Chance.

Denn Eddie sieht gut aus, hat viel Geld und lebt in Thornfield Estates. Die beiden finden zueinander, und plötzlich gehört Jane zur High Society, nimmt an Kaffeekränzchen teil und organisiert Benefiz-Veranstaltungen. Das arme Entlein entwickelt sich zum vermögenden Schwan. Jane liebt diese Veränderungen in ihrem Leben und tut alles dafür, dass es auch so bleibt.

Dabei ist ihre größte Sorge, dass jemand von ihrer dunklen Vergangenheit erfährt. Dieses Problem rückt jedoch in den Hintergrund, als sie immer mehr über Eddies Leben erfährt. Zum Beispiel, dass seine Frau Bea vor einem halben Jahr verschwunden ist und er der Alleinerbe war, als er sie für tot erklären ließ. Oder dass Beas beste Freundin Blanche in derselben Nacht, als Bea verschwand, ermordet wurde. Oder dass die Polizei glaubt, auch Bea sei ermordet worden …

Alle haben Dreck am Stecken

Ich muss zugeben, dass ich mich durch die ersten 100 Seiten ein bisschen quälen musste. „Die Verschwundene“ las sich vor allem zu Beginn wie eine Allerwelts-Schmonzette: Armes, geheimnisvolles Mädchen trifft reichen, geheimnisvollen Mann und beide finden zueinander. Interessant wurde es erst, als die Handlung die erste überraschende Wende hinlegte. Endlich kam etwas Schwung in die Sache.

Wirklich spannend wurde es aber nur hin und wieder; ich wusste, dass ich mit „Die Verschwundene“ keinen klassischen Thriller bekomme, aber etwas mehr Spannung hätte den Geheimnissen und Intrigen gut zu Gesicht gestanden. Vor allem, weil Hawkins ein paar vielversprechende Ideen für ihre Story hat, die mit einem Hauch Thrill sogar noch etwas mehr Potenzial gehabt hätten. Gegen Ende geht der Geschichte, quasi mit dem letzten großen Twist, dann doch die Luft aus.

Jane als Protagonistin war für mich eine der Stärken des Romans. Sie ist ziemlich intrigant, beklaut ihre Arbeitgeber und versucht, immer das Beste aus einer Situation für sich herauszuschlagen. Um ihre „düstere“ Vergangenheit wird ein bisschen zu viel Getöse gemacht, aber ansonsten hat sie mir gut gefallen. Dahinter fallen die übrigen Charaktere etwas ab. Zwar haben viele von ihnen mehr oder weniger Dreck am Stecken, aber so richtig komplex oder interessant wurden sie dadurch nicht.

Harmlos, aber nett zu lesen

Unterm Strich hatte ich mit „Die Verschwundene“ von Rachel Hawkins einen Roman, der ein bisschen Liebesgeschichte, ein paar harmlose Thriller-Elemente, Geheimnisse und Intrigen miteinander vermischt. Hawkins hat einen angenehmen Schreibstil, der einige Schwächen in Sachen Spannung und Tempo kaschiert.

6/10 dunkle Vergangenheiten

Die nackten Fakten

Deutscher Titel: Die Verschwundene
Originaltitel: The Wife Upstairs
Autor: Rachel Hawkins
Verlag: Heyne
ISBN: 9783453424159
Erscheinungsjahr: 2021
Seitenzahl: 414

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