
Sebastian Fitzek: Splitter
„Splitter“ ist der fünfte Thriller des aus Berlin stammenden Autors Sebastian Fitzek, der im Jahr 2009 veröffentlicht wurde. Respekt, denn „Die Therapie“, Fitzeks Debüt, kam gerade mal drei Jahre zuvor auf den Markt. Sehr fleißig, Herr Fitzek!
Ein Unfall, ein Splitter und furchtbare Erinnerungen
Dr. Marc Lukas arbeitet als Streetworker mit schwierigen Kids, die in ihren jungen Leben schon viele schlimme Erfahrungen machen mussten. Dabei sind die letzten Wochen in Marcs Leben ebenfalls kein Zuckerschlecken gewesen, im Gegenteil. Die Schicksalsschläge, die er verdauen muss, wünscht man nicht einmal seinem ärgsten Feind.
Denn Marc hat einen tragischen Autounfall verschuldet, bei dem seine geliebte Frau Sandra und ihr gemeinsames ungeborenes Kind ums Leben kamen. Marc überlebte zwar, aber in seinem Nacken steckt noch immer ein Splitter, der ihn immer an das grauenhafte Ereignis erinnert. Zudem muss er starke Medikamente nehmen, damit der Splitter keine Gefahr für seinen Körper darstellt.
Als er von einem außergewöhnlichen Experiment erfährt, wird er hellhörig. Angeblich kann eine Klinik in Berlin seine schlimmen Erinnerungen an den Unfall aus seinem Gedächtnis löschen. Nach den ersten Tests ist sich Marc nicht mehr sicher, ob er dieses Experiment wirklich durchziehen will. Dann kommt er nach Hause … doch sein Wohnungsschlüssel passt nicht. Und als sich plötzlich die Tür öffnet, ist Marc mittendrin in seinem ganz persönlichen Albtraum.
Ein typischer Fitzek – oder?
Es ist kein gutes Zeichen, wenn ich ein Buch in die Hand nehme, nicht ganz sicher bin, ob ich es schon mal gelesen habe … es dann anfange und 200 Seiten brauche, bis ich weiß: Das habe ich schon mal gelesen. Und danach ganz schnell wieder vergessen. So ähnlich ist es mir leider mit Sebastian Fitzeks „Splitter“ gegangen.
Ein Fitzek geht immer und ich weiß normalerweise genau, was ich bekomme: kurzweilige Unterhaltung, atemlose Spannung, fiese Cliffhanger und so weiter. „Splitter“ fällt für mich leider aus der Reihe. Das fängt schon bei der wahnsinnig verworrenen Story an. Atemlos geht es zu, aber nicht auf die gute Art: Avanti Galoppi jagt eine Szene mit neuen, kaum zu erklärenden Ereignissen die nächste. Noch während man die eine total haarsträubende Neuigkeit verdaut, wartet schon eine weitere.
Meistens funktioniert das in Fitzek-Thrillern ziemlich gut. Bei „Splitter“ war es einfach zu viel des Guten. Vor allem nach der Auflösung war ich sehr enttäuscht – die teils abstruse Handlung und das Finale finden nicht die richtige Relation zueinander, es will einfach nicht zusammenpassen.
Dabei bleiben die Charaktere, vor allem Marc und sein Bruder Benny sehr blass. Die Figuren müssen nicht immer hochkomplex sein, aber hier haben die Charaktere vor allem ihre Funktion erfüllt, auch wenn es dadurch hin und wieder mal ziemlich unlogisch und wenig nachvollziehbar wurde.
Trotz aller Kritik und trotz aller Enttäuschung bleibt Fitzek einer der wenigen deutschen Autoren, die eine ganz besondere Gabe besitzen: nämlich den Leser selbst in den schwachen Romanen zu fesseln und ihn zum Weiterlesen anzutreiben. Mir zumindest ging es so: Ich musste einfach wissen, wie es ausgeht, vorher konnte ich nicht aufhören.
Überraschend schwach
Eine wilde, aber unrealistische Handlung, flache Charaktere und verworrene Ereignisse: Mit „Splitter“ legt Sebastian Fitzek einen seiner für mich schwächsten Thriller hin. Einen Bonuspunkt gibt es für die Atmosphäre, die trotz all der negativen Kritik zum Weiterlesen animiert. Man will einfach wissen, wie das Ganze ausgeht.
5/10 Splitter
Die nackten Fakten
Deutscher Titel: Splitter
Autor: Sebastian Fitzek
Verlag: Knaur
ISBN: 9783426503720
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 376

